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Prijon Boot / HTP Reparatur - Der Versuch eines Tutorials (keine Antworten)

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Also der Titel sagt es ja schon:

Es ist nur der VERSUCH eines Tutorials - ich habe gesehen, dass es zu dem Thema eigentlich schon haufenweise Beiträge gibt.

Dennoch einige Anregungen, ergänzend:

1. Kann Polyethylen repariert werden?

Antwort: Soweit es die Boote von Prijon betrifft (und mit anderen Booten aus Polyethylen habe ich keine Erfahrung): ja

2. Wie kam es zu einem "reparaturbedürftigen Schaden"?

- Ich bin eine Welle gesurft und ungespitzt mit "überhöhter" Geschwindigkeit auf eine Betonplatte gefahren (Hafeneinfahrt - im 90 Grad Winkel)

3. Hält die Reparatur bis heute?

Ja.

4. Wie groß war der Schaden?

Es handelte sich um einen Riss in der oberen Rundung der Bugnase, etwa 3 cm lang und etwa 3,5 mm breit.

5. Konnte der Schaden unterwegs so instand gesetzt werden, dass das Boot dicht hielt?

- Eine offenbar häufiger diskutierte Frage. Wenn ich mich recht entsinne hieß es meist, GfK sei unterwegs leichter instand zu setzen.

Diese Auffassung teile ich (auf Erfahrungen mit Motorbooten rückblickend), aber nicht uneingeschränkt.

Mit einem Sturmfeuerzeug einer sehr bekannten Marke und einem Originalreparaturstift von Prijon konnte ich den Riss vor Ort notdürftig verschließen.
Schön war das nicht, aber dicht.

Ob mir das an einer "flachen" Stelle im Rumpf ebenso gelungen wäre - keine Ahnung.

6. Was brauche ich, um einen solchen Schaden zu beheben?

- Wie vielfach schon beschrieben: Originalmaterial.

- HeatGun

- Für die Boote von Prijon: Einen "ReparaturStift".

- Einen Exzenter mit Schleifpapier, 125iger Korn

- Feines Schleifpapier: 400 / 600

- Sch....viel Geduld, wenn es ein wenig gut aussehen soll

7. Wie wird der Schaden behoben?

a) Material anwärmen (wärmen - nicht: verheizen) - in meiner HeatGun ist die niedrigste Temp. 350 Grad - das ist zu viel!!

Bei HTP genügen sicher weniger als 200 Grad, selbst wenn man eine feste Verbindung herstellen möchte.

b) Bei HTP habe ich die Erfahrung gemacht: Mehr ist sicher kein Fehler. Viel hilft nicht immer viel. Aber es kam mir darauf an, eine wirklich feste Verbindung herzustellen.

Dazu folgendes: Ein Riss zieht die Risskanten vermutlich in Mitleidenschaft - das Material ist also geschwächt. Daher macht es m.E. Sinn, über die Risskanten hinweg zu schweißen.

Deshalb habe ich schon am Schadenstag, ganz grob, etwas Material aufgetragen. Das hat - wie gesagt - gereicht, um den Riss einigermaßen dicht zu machen.

Zu Haus, habe ich - BEVOR das Material angewärmt wurde - das überstehende Material abgeschliffen.

- Das sah schon besser aus.

c) Dann habe ich mit der Heat - Gun das Material angewärmt und den ReparaturStift in der Heißklebepistole flüssig gemacht.

Das Material, das ich jetzt aufgetragen habe, habe ich aber nicht AUF dem Riss aufgetragen, sondern etwa einen halben Zentimeter NEBEN dem Riss, links, rechts, darüber und darunter - links und rechts über eine Länge von etwa 7 cm, darüber und darunter so viel, dass der Materialauftrag auf selber Höhe beginnt, bzw. endet.

Auf diese Weise - bildlich - ergibt sich quasi ein ganz grobes (und nicht sehr schönes) Rechteck um den Riß herum.

d) Dieses Material habe ich mit der Heat - Gun so warm gehalten, dass es möglich war, es seitlich, oben und unten, mit einem Teppichmesser schon etwas zu "verstreichen", damit die überstehenden Kanten nicht so hoch sind.

e) Dann:

Schleifmaschine anwerfen und das überstehende Material runterschleifen, bis es an das umgebende Material angeglichen ist und fast keine Kante mehr übersteht.

f) Ich habe einige Tage zugewartet, damit das Material fest wird und vollständig abkühlt. Wahrscheinlich kühlt das HTP viel schneller ab - aber es ist ja auch bloß der Versuch, eine brauchbare Anleitung zusammenzustellen.

g) Als nächstes: Wieder Material und Reparaturstift "vorglühen" und nun die Mitte - quasi den eigentlichen Riss weiter füllen.

Es wird Material überstehen, das ich seitlich NICHT mit dem Teppichmesser angeglichen habe, weil sich das aufgefüllte Material sehr viel schneller erhitzt, als das Originalmaterial.

Nachdem die Materiallinie in der Mitte auch abgekühlt ist - wiederum runterschleifen und die Kanten zur Seite hin angleichen.

Es zeigt sich nun, wo noch Material fehlt, das ebenfalls noch aufgetragen werden kann.

h) den gesamten Vorgang von c) bis g) habe ich noch zweimal wiederholt - so dass der Riss und die Kanten seitlich mit einer dreifachen Schicht geschützt / verschlossen werden.

i) Um ein gutes optisches Ergebnis zu erzielen, habe ich das Material seitlich etwas mit feinem Schleifpapier "geglättet", so dass die Übergänge zur Reparaturstelle nur noch durch einen kleinen Farbunterschied sichtbar sind (aber auch nur noch aus 50 cm Entfernung).

j) Welche Unterschiede konnte ich zur Reparatur bei GfK feststellen:

GfK lässt sich meiner Erfahrung nach, wenn es sich nur um kleine Kratzer oder "Macken" im Material handelt, sehr gut mit 2 K Kleber verschließen - hier insbesondere mit: Acrylit, das die gute Eigenschaft aufweist, leicht geschliffen und lackiert werden zu können.

Große Flächen bei GfK müssen nachlaminiert werden - das hält bombig, schaut aber nicht immer bombig aus - v.a., wenn GlasfaserMatten auflaminiert werden müssen, um einen größeren Schaden zu beheben - dann sind die Übergänge auch dann sichtbar, wenn nachlackiert wurde.

Ok. Man kann auch von innen laminieren - dann ist es von außen weniger gut sichtbar.

Klarer Nachteil von Polyethylen:

Ist die Stelle von innen schwer zugänglich, kann es schwer werden, von außen ein festes Ergebnis zu erzielen.

Ich denke v.a. an Risse im Rumpf. Davon abgesehen dürften aber die meisten Schäden an den "prominenten" Stellen im Bug - und Heckbereich entstehen.

Durch die hier beschriebene Möglichkeit, die Kanten seitlich miteinzubeziehen, gelingen m.E. auch haltbare Reparaturen.


Einen Nachteil von GfK sehe ich, wenn lange Transporte auf dem Autodach bewältigt werden müssen - bevor sich die Anhänger von GfK beschweren, möchte ich versuchen, zu erklären, was ich meine:

GfK wird meiner Erfahrung nach auf jedem Dachträger an den entsprechenden Befestigungspunkten über kurz oder lang, etwas nach innen gedrückt - es entstehen "Spiegeldellen" - also kleine Vertiefungen, die man nur sieht, wenn das Boot im Licht angeschaut wird.

Manchmal, wenn es länger liegt, wird das Gelcoat in Mitleidenschaft gezogen - das ist dann weniger gut - mit der Zeit wird das Gelcoat an diesen Stellen brüchig - das GfK könnte Wasser ziehen.

Diese Vertiefungen bleiben. GfK hat ein sog. "Memory".

HTP kaum - man bekommt die Vertiefungen überwiegend wieder raus.

Das optische Ergebnis bei HTP und dem von mir beschriebenen Riss finde ich recht gut.

Bei einem GfK Kajak hätte es - möglicherweise - bei diesem Aufprall gar kein Ergebnis mehr gegeben...ich weiß es nicht und kann nur spekulieren.

Wenn es auch "nur" einen Riß bekommen hätte, wäre es unumgänglich gewesen, die Stelle zu laminieren - im Ergebnis hätte man also an dieser Stelle von außen laminieren müssen - im Endeffekt wäre als der Schaden / die Reparatur hinterher zumindest noch gut sichtbar gewesen.

So.

Das war wie gesagt nur eine Anregung.

Ich hoffe, es hilft ein wenig.

Herzliche Grüsse

Florian

Gefährliche Schwimmwesten (keine Antworten)

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Liebe Leute,

ich war eben auf der Seekayakwoche in Peenemünde, und bei der Übung mit dem Seenotkreuzer zogen mich Leute an den Schwimmwestenschultergurten aus dem Wasser. Dabei öffnete sich der Frontreissverschluss meiner Peak UK die ca. 12 Jahre alt ist.

Man stelle sich vor sowas bei Kaltwasser und Seegang - die hilflose Person rutscht den Rettern aus den Händen !

Ich war dann in einem Laden und sah dass das neue Peak UK Modell am oberen Ende des Reissverschlusses eine Fastex-Schnalle hat - also die Hersteller wissen das !

Also Seekayakschwimmwesten sind klar nicht dazu da gerettet zu werden im Gegensatz zu Wildwasserwesten ?!

Ohne diese Übung wäre mir das nie aufgefallen.

Also bitte mal gegenseitig feste an den Schultergurten von oben ziehen und sehen was passiert und sowieso immer auf korrekten Sitz besonders bei Anfängern achten !

Wir haben auch eine Rettungsmethode geübt bei der das hilflose Opfer quer über ein Kayak auf ein Päckchen gezogen wurde. Das erforderte maximale Kraftanstrengung von mir (103 kg) bei einer 78 kg Person - umgekehrt wäre da wohl nichts draus geworden !

So oder so sind die Schultergurte die einzige Möglichkeit zum Herausziehen..

Bootswagen Eigenbau (keine Antworten)

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Die folgende Beschreibung stelle ich unter die Creative Commons Lizenz. D.h. ihr dürft alles damit machen, nur kein Geld verdienen :)

Bootswagen gibt es ja wie Sand am Meer und Eigenbauten sowieso...
Nun hatte ich trotzdem diese Idee und - falls es jemanden interessiert - es ist natürlich der beste Bootswagen aller Zeiten geworden.



Ein paar Vorteile:

  • klein, leicht, ohne Werkzeug zerlegbar
  • er besteht im Wesentlichen aus drei Bauteilen, die alle austauschbar sind: D.h. ich kann verschiedene Radsätze für verschiedene Untergründe (Sand, Straße...) oder auch verschieden Querstreben für unterschiedlich breite Boote verwenden.
  • die Räder werden nicht abgenommen! Wenn man also das Radlager fetten muss (oder will), sind beim Verpacken wenigstens nicht die ganzen Klamotten verschmiert.
  • keine durchgehende Achse auf Radnabenhöhe - mehr Bodenfreiheit
  • relativ einfach selbst zu bauen.

Das Ding besteht aus den folgenden drei Bauteilen:


Von links nach rechts: Rad mit Stütze, Bootsauflage, Querstrebe.
Mit dem Rad fängt man am besten an und sucht sich das für den Einsatzzweck beste (2 Wochen Tour mit 2 Umtragestellen oder täglicher Sanddünenlauf). An das Rad kommt die Stütze.


Befestigung Rad an der Stütze. In meinem Fall eine Schraube M12x110 Hutmutter, Kontermutter und Unterlagscheiben. Zunächst eine verzinkte Schraube, wenn die wegrostet, gibt's Edelstahl.



Die Bootsauflage ist ein Alurohr, das mit Kunststoffschlauch überzogen ist (unten mit Popnieten fixiert). Der (massive) Alublock muss in das Rechteckprofil der Radstütze passen. Oben halbrund ausfeilen und mit 2 M6 Inbusschrauben wird das Rohr mit dem Block verschraubt, dazu werden in zwei Löcher entsprechende Gewinde geschnitten.


Zusammensetzen der Teile: Die Querstrebe ist ein einfaches Alurohr mit zwei Bohrungen für die Splinte.


Die Splinte sind aus 8mm Edelstahl-Rundprofil gemacht mit 3mm Bohrung und einem Gummiseil, dass nach Einsetzen über das auf der anderen Seite herausragende Ende gezogen wird.


Einsetzen und Verspannen der Splinte.



Noch ein paar technische Angaben:

Kosten: Räder 20€, Aluprofile 37€, Kleinteile 10€.
Ich habe aber auschließlich Neuteile verwendet (Baumarkt etc.).

Bauzeit: Je nach Erfahrung und vor allem Werkzeug 3-5 Std. (Ich habe z.B. keinem 30mm Bohrer und keine Fräsbank. Viele kleine Löscher bohren und den Rest mit der Feile hält etwas auf....)

Gewicht: 2,6kg, da lässt sich aber noch etwas machen (Material wegbohren, dünnere Profile verwendet etc.)

Stückliste: Sehr mit Vorsicht zu genießen, man sollte mit den Rädern anfangen und der Rest drumherum bauen, die meisten Abmessungen ergeben sich aus den verwendeten Rädern und dem Boot. Ich habe die Querstrebe erst nach Maßnehmen am Boot abgesägt (man muss darauf achten, dass das Boot nicht auf der Querstreben aufsitzt. Deshalb nur als Beispiel:

  • 2 Stück Alu-Rundrohr 30x3, L=300 (Bootsauflagen)
  • 1 Stück Alu-Rundrohr 30x3, L=370 (Querstrebe)
  • 2 Stück Alu-Rechteckrohr 30x50x3 (Radstützen)
  • 2 Stück Alu-Vollprofil 50x24x44 (muss innen in das Rechteckprofil passen)
  • 2 Räder (bei mir bewusst eher klein mit Durchmesser 190mm)
  • 2 Stück Schrauben M12x110, 2 Muttern, 2 Hutmuttern, 6 Karosseriescheiben
  • 4 Stück Edelstahl-Rund 8mm L=80 (splinte)
  • Gummischlauch, Schlüsselringe, Edelstahlschrauben M6, Poppnieten

... und nach Bedarf natürlich weitere Querstreben für andere Boote (oder verschiedene Bohrungen in einer längeren Strebe) und mehrere Rechteckpfosten für verschiedene Räder.

Den Wagen habe ich 2011 gebaut und damals auch hier im Forum vorgestellt. Seitdem ist er im Einsatz und heute kann ich sagen, ich würde ihn genau so wieder bauen! Insbesondere das Verpacken ist sehr gut, weil man einzelne Teile hat, die bis auf die Räder alle länglich sind und immer noch eine Lücke im voll beladenen Boot finden.

Fernworkshop Grundlagen der Paddeltechnik (keine Antworten)

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Moin Zusammen,

im Rahmen des großen 'C's' im Frühling 2020 ist mir die Idee gekommen, mein Paddeltechniktraining per Fernworkshop anzubieten. So setzte ich mich hin und rausgekommen sind 11,5 Seiten Anleitungen für Übungen mit dem Schwerpunkt: Grundlagen der Paddeltechnik auf dem Trockenen. Mit Vor- und Nachwort sind es 13 Seiten. (siehe auch hier: [www.seekajakforum.de] )

Ich möchte das Script nicht im Internet veröffentlichen, stelle es aber gerne allen Interessierten als pdf zur Eigennutzung zur Verfügung. Wer Interesse daran hat, schicke mir bitte seine Mailadresse in einer PN.

Viele Grüße

Anke

EDIT: Nach und nach stelle ich auch Übungen zum nassen Teil fertig. Die werden dann mitgeliefert. Da die Übungen aufeinander aufbauen gibt es alles nur in einem gesamten Paket.

Henderson Chimp Schenkel/Fußpumpe Ersatzmembrane gelasert (keine Antworten)

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Hallo Leute,

nach langer, vergeblicher Suche nach einer neuen Pumpenmembrane für meine Henderson Chimp Schenkelpumpe, hat mir jetzt kurzfristig ein Freund ausgeholfen. Er hat die Membrane aus 2mm Gummi, natürlich nach Maß, prof. ausgelasert. Eben eingebaut und alles passt perfekt zusammen, die Pumpe läuft wieder. Der Dom im Gummi ist noch nicht so hoch wie bei dem Alten, ich denke jedoch, das Gummi wird sich noch dehnen. Langzeiterfahrungen fehlen natürlich noch....
Falls einer von euch auch eine neue Membrane benötigt, mein Freund würde für 10€ das Stück auch weitere fertigen.
Wer Interesse hat, einfach melden.

Paddeln in kaltem Wasser (keine Antworten)

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Mache hier mal ein neues Fass auf. Angeregt durch den Faden "Seenotrettung Grömitz" möchte ich einige Punkte auf Grundlage von Fakten beleuchten.

Kaltes Wasser ist potensiell lebensgefærlich. «kalt» ist relativ aber alles bis 15 Grad Wassertemperatur kan für einen Paddler ohne Trockenanzug nach einem Ausstieg zu einem ernsten Problem werden.

Bei Paddlern erfolgt praktisch ausnahmslos der Tod durch ertrinken und nicht wie fälchlicherweise oft angenommen wird durch «Hypothermie».


Praktisches Beispiel: Unfreiwilliger Ausstieg aus dem Boot bei 6-8 Grad Wassertemperatur, Paddler ohne Trockenanzug mit normaler Sportkleidung.

Die erste Phase ist der Kälteschock er tritt sofort nach dem eintauchen in kaltes Wasser ein. Nach abrupter Abkühlung der Haut durch kaltes Wasser und besonders des Kopfes gerät die Atmung ausser Kontolle. Bereits hier besteht die Gefahr das man kurzzeitig unkontrolliert Wasser in die Luftwege bekommt. Der Kälteschock tritt typischerweise bei Wassertemperaturen zwichen 0 und 15 Grad auf. Es gibt individuelle Unterscheide wie der einzelne reagiert. Die gute Nachricht in allen Fällen geht diese Phase nach etwa 1 Minute vorbei. Danach stabilisiert sich bei einem gesunden Menschen die Atmung wieder.

Nach einer Minute beginnt die erste Phase der schrittweisen Abkühlung, sie dauert je nach Wassertemperatur und Kleidung unterschiedlich lange. In unserem Beispiel sind etwa 5 -15 Minuten realistisch. In dieser Phase hat man noch eine gute Kontrolle über seinen Körper (Bewegung, Atmung, kognitive Fähigkeiten). Bereits nach kurzer Zeit lassen diese jedoch schrittweise und langsam nach. Schon nach etwa 5-10 Minuten werden die Finger in unserm Beispiel steif und die gesamten Bewegungen im Wasser langsam unwillkürlich.
Bereits nach 10 Minuten ist es kaum noch möglich aktiv anstrengende Wiedereinstiegsversuche zu starten. Die Kälte lähmt Arme und Beine schrittweise immer mehr. Man ist noch lange bei Bewusstsein und noch sehr lange von einer wirklichen Unterkühlung (Hypothermi) entfernt.

Erst nach den ersten 10 Minuten beginnen schrittweise die Phasen der Hypothermi, sie geht durch mehrere Grade von einer Stunde bis im Einzelfall über viele Stunden und am Ende erfolgt der Tod durch Herzversagen.

Der normale Paddler ist allerdings schon lange vorher ertrunken. Nach der Phase der schrittweisen Abkühlung (5-10 Minuten) wird es mit unseren Paddelwesten schnell immer schwerer sich kontrolliert mit Mund und Nase über Wasser zu halten um die unkontrollierte Einatmung von Wasser zu vermeiden. Die Bewegungen werden einfach zu langsam. Gerät man auch nur kurzzeitig in leichte Bauchlage sind die Atemwege akkut gefärdet.
Der Seegang hat einen wesentlichen Einfluss ob und wie lange man die Atemwege trocken halten kann. Erst bei lange weiter vortschreitender Unterkühlung treten Bewusstseinstöhrungen (auch kurzzeitig) auf. Der Tod durch ertrinken (Wasser in den Atemwegen) geht dann sehr schnell.

Der Körper ist dann aber immer noch lange (oft Stunden) vom Tod durch Hypothermi (Herzversagen) entfernt.

Nur eine Rettungsweste kann einen Menschen der an Unterkühlung leidet in einer Position halten die freie Luftwege sichert. Solche Rettungswesten sind aber für uns Paddler unbequem, weil zu sperrig und zu gross. Lediglich manuelle auslösbare und aufblasbare Rettungswesten sind in einem Kajakk teoretisch brauchbar. Hier in meiner Heimat Norwegen habe ich noch niemals einen Padler mit einer solchen Rettungsweste gesehen. Alle nutzen Schwimmhilfen (Schwimmwesten) die einem gut dabei helfen den kurzzeitigen Kälteschock «auszusitzen» um wieder die Kontrolle über die eigene Atmung zu bekommen. In den unterscheidlichen Phasen der Hypotermi helfen diese Schwimmhilfen dagegen nur am Anfang. Selbst wenn man noch Stunden vom Tod durch Unterkühlung (Hypotermi) entfernt ist, wird man mit unseren Paddelwesten in kaltem Wasser lange vorher ertrinken.

Was tun?

Ganz einfach: Trockenanzug beutzen!

Ein einfacher Trockenanzug alleine nutzt allerdings wenig, er hält lediglich trocken aber nicht warm. Warm kann nur die Kleidung unter dem Anzug halten. Aber schon eine Lage mit langer Sportunterwäsche, gerne aus Wolle hilft gewaltig und in fast jedem Fall wird diese Kombination den Kenterer vor einem Kälteschock (erste spontane Reaktion) mit unkontrollierter Atmung schützen und damit das Risiko breits in der ersten Minute unkontrolliert Wasser in die Luftwege zu bekommen minimieren.

Mit 2 Lagen langer Wolle unter dem Trocki wird mir bei 6-8 Grad Wassertemperatur bereits nach 5 min kalt, aber ich kann problemlos 10-20 Minuten kontrolliert agieren. Lediglich die Hände sind immer ein Problem. Nach einer halben Stunde bin ich in dem Bespiel zwar ordendlich kalt, zittere unkontrolliert aber kann noch halbwegs die Kontrolle behalten. Ohne Trockenanzug wäre ich dann bereits kältellahm ertrunken - noch weit entfernt von einer tödlichen Hypothermie.

Der Trockenanzug mit praksistauglicher Unterwäsche schützt auch nicht stundenlang vor Kontrollverlust. Aber er verlängert die Zeit in der ich einen Plan zur Rettung machen und ausführen kann erheblich.
Der wichtigste Punkt ist jedoch, er erspart in der Regel den Kälteschock, wenn ich eine Kopfbedeckung (Neoprenhaube) trage auch in in sehr kaltem Wasser. Alternativ hilft das Gesicht nass zu machen, bevor die Rolle schief gehen kann.

Aber der enscheidende Punkt ist das ich nach dem Wiedereinstieg problemlos weiter paddeln kann, ohne in nassen Klamotten zu stecken um nicht weiter Wärme zu verlieren und kältelahm die nächste Kenterung zu provoziere. Auch hält er mich warm nachdem ich erst mal im Wasser meine 7 Sachen sortieren musste, eventuell noch von brechenden Felsen weg schwimmen muss (mein Boot an einer 15m langen Schleppleine) um mir Platz und Zeit zum Wiedereinstieg, mit oder ohne Kameratenhilfe, zu verschaffen. Das dauert mal gerne 5 Minuten und auch bei 3 Grad Wassertemperatur kann man das problemlos mit einem Standard Trockenanzug bewältigen.

Ein einfacher Trockenanzug mit langer Wollunterwäsche macht das Paddlerleben erst lebenswert.

Ich trage ihn die meiste Zeit des Jahres, oft nur mit dünner Wolle darunter. Lediglich im Frühommer wenn das Wasser noch kalt (unter 15 Grad) ist und die Sonne einen im Trocki grillt, kan er etwas nerven. Aber dann macht man einfach alle halbe Stunde eine Rolle. Das macht Spass und erfrischt. Mit dem Anzug mache ich mir über Wind, Regen und Wellen keine Gedanken mehr. Nachts im Schlafsack, tags im Trockenanzug - satt, warm und trocken - fertig.

Lediglich von Juli bis September ist das Wasser mit 15 Grad warm genung um mit «normalen» Paddlerklamotten zu paddeln. In Mittel und Nordnorwegen ist dagegen das ganze Jahr ein Trockenanzug obligatorisch da die Wassertemperaturen immer unter 15 Grad liegen.

Neopren Nassanzüge machen aus meiner Sicht keinen Sinn. Sie sind besser als nichts, aber im Winter nicht warm genug, wenig variabel, der Temperatur kaum anzupassen und meist zu unbequem.


An einer Stelle kam die Frage auf was professionelle Seenotretter tragen? Darauf kann ich als opperative Besatzung der norwegischen Seenotrettung (+RS) antworten: Einen normalen Trockenanzug mit Wolle darunter. Je nach Temperatur ein bis 3 Lagen und dicke Socken.
Der Anzug ist im Prinzip nichts anderes als ein Paddeltrockenanzug. Er soll auch nichts anders können als bei einem unfreiwilligen sowohl auch bei einem notwendigen Bad vor dem Kälteschock zu schützen und die Aktionszeit bei voller Beweglichkeit im Wasser zu verlängern. Allerdings tragen wir auf den Rettungsschiffen immer volltaugliche Rettungswesten. Offshore immer automatik selbsaufblasend und bei Schwimmeinsatz Feststoffwesten.

Der professionelle Trockenanzug ist allerdings aus etwas robusterem und verschleissfesterem Material, nebenbei noch flammhemmend (GoreTex Nomex).

Trockennazüge sind nicht zu verwechseln mit Überlebensanzügen. Letztere sind isoliert und sollen die Auskühlung und den Tod durch Herzversagen (Hypotermie) bis zu mehreren Stunden verzögern (je nach Norm). Sie machen nur Sinn mit genug Auftrieb an der richtigen Stelle um eine Bauchlage sicher zu verhindern. Sie kommen zur Anwendung bei Haverie und notwendigem Verlassen des Schiffes in die Rettungsinsel oder ins Wasser. Spielen aber im Arbeitsalltag keine Rolle. Diese Anzüge kommen lediglich zum Einsatz wenn das eigene Schiff sinkt und wir selbst zum Seenotfall werden.

Zusammefassung:

Viele Paddler unterschätzen die Gefahr die von kaltem Wasser ausgeht. Besonders im Frühling und Frühsommer, wenn die Luttemperatur und das Wetter bereits sommerlich sind, das Wasser jedoch noch kalt. Mit kalt ist eine Wassertemperatur von unter 15 Grad gemeint. Nur die der Wassertemperatur angepasste Bekleidung schützt vor Kälteschock und verlängert zu einem gewissem Grad die Zeitspanne bis zur Handlungsunfähigkeit durch Kältelähmung.
Tod durch Kältelähmung bedingtes, zeitiges ertrinken und nicht die Hypothermi ist die häufigste Todesursache im Paddelsport.

Ein Trockenanzug ist das effektivste Mittel um seine Aktionszeit im Wasser und auch nach dem Wiedereinstieg zu verlängern, er schützt meist vor einem Kälteschock und verzögert die Zeit der Auskühlung bis zur Kältelähmung, in Abhängigkeit der darunter getragenen isolierenden Bekleidung.

Ausnahmen sind møglich, jedoch nicht die Regel. Gerd (Putzer) Beschreibt in einem anderen Faden einen Fall auf Island, wo ein Fischer eigentlich unmögliches geschafft hat. Aus eigner Paxis kann ich jedoch sagen das fast alle Menschen gleich/ähnlich auf kaltes Wasser reagieren. Es gibt kaum wirkliche Unterscheide in der Normalbevölkerung. Auch gelegentliches Training und Fittens machen keinen wesentlichen Unterscheid beim auskühlen. Lediglich mentale Vorbereitung und regelmæssiges kalt baden (Eisbaden) kann einen Vorteil verschaffen, besonders bei der Vermeidung des ersten Kälteschock. Vor Hypotermi schützt lediglich Isolierung, auch Körperfett. Letzteres kan die Überlebenszeit mit und ohne Trockenanzug erheblich verlängern, vorausgesetzt eine ohnmachtsichere Rettungsweste wird getragen um die Luftwege zu sichern. Meist tritt der Tod jedoch lange vorher durch normales ertrinken ein.

Alle Fakten sprechen für das tragen eines Trockenanzuges in Kombination mit wärmender Unterbekleidung, angepasst an die Wassertemperartur im Bereich 1-15 Grad. Eine Schwimmweste ist obligatorisch, sie hilft einem sich im Wasser richtig zu possitionieren.

Problematisch sind sommerliches Wetter (zu warm für einen Trocki im Boot) und kaltes Wasser (zu kalt für Sommerklamotten im Wasser)


God Tur
Thomas aus Norwegen

Skin-On-Frame Boot Materialien in Europa und Build Log Curlew Kayak Eigenbau (keine Antworten)

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Hallo,

nachdem ich beim Bau meines Kayaks viel Zeit mit der Materialsuche verbringen musste, habe ich es hier zusammengefasst. Vielleicht hilft es jemanden:
[messing-about.com]

Ein Build-Log ist auch dabei!

So sieht es aus:
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